Kurz gesagt: Wer weiche Fahrwerke japanischer Autos gewohnt ist, empfindet den GLB als straff, europäische Fahrer finden ihn angenehm. Das Fahrwerk wirkt eher straff gespannt und nicht schwammig oder weich. Es vermittelt sogar einen sportlichen Eindruck, obwohl es sich um ein SUV handelt.
Im Vergleich zum GLA200d 4MATIC meines Bruders ist der GLB etwas komfortabler und ruhiger. Seitliche Wankbewegungen sind kaum spürbar, selbst bei unebenen Straßen bleibt die Karosserie stabil. In dieser Hinsicht ist der GLB komfortabler als viele größere SUVs.
Allerdings fühlt sich das Fahrwerk bei 50–60 km/h auf unebenen Straßen etwas hart an, besonders auf den Rücksitzen spürt man stärkere Auf- und Abbewegungen. Das ist bei SUVs üblich und kein großes Manko, aber wer ein „schwebendes“ Fahrgefühl erwartet, ist beim GLB falsch.
Im Gegensatz zum GLA, bei dem die Rücksitze leicht seitlich schwanken, ist der GLB hier stabiler. Wer den Komfort verbessern möchte, kann den Reifendruck hinten etwas reduzieren.
Im Vergleich zu Premium-SUVs wie GLE, GLS, Cayenne oder Macan ist die Laufruhe und Qualität der Reifen natürlich etwas geringer. Dennoch ist das Fahrwerk für diese Fahrzeugklasse hochwertig, wenn auch nicht ganz auf Golf-Niveau. Innerhalb seiner Klasse wirkt der GLB sehr edel.
Wenn man das Fahrgefühl mit Sushi vergleicht: Während Cayenne oder GLS der „fette Otoro“ sind, fühlt sich der GLB eher wie ein hochwertiger „Akami“ an – leicht, lecker und angenehm, ohne zu ermüden.
Das Handling ist sportlich. Für detaillierte Fahreindrücke auf kurvigen Strecken verweise ich auf meinen Testbericht. Der GLB fährt sich sehr präzise und sicher.
Die AMG Line ist mit 235/50R19 Reifen ausgestattet, die Pirelli P ZERO PZ4 MO (Mercedes-zertifizierte Reifen) sind, wie sie auch beim 911 verwendet werden. Dadurch ist die Reaktionsfreudigkeit hoch und der Grip sehr gut.
Auch bei mittleren und schnellen Kurven hält der GLB sicher die Spur ohne Anzeichen von Instabilität. Allerdings könnte die hohe Reaktionsfreudigkeit der Reifen auf der Autobahn zu einer etwas zu direkten Lenkung führen. Für ein Familien-SUV wie den GLB wäre eine etwas „weichere“ Lenkung in der Mitte angenehmer, um entspannt lange Strecken zu fahren. Dieses Gefühl erinnert mich an den aktuellen Macan der dritten Generation.
Kurz gesagt: Je schneller man fährt, desto stabiler und komfortabler wird der GLB. Das ist typisch für europäische Fahrzeuge, aber beim GLB besonders ausgeprägt und erinnert an klassische Mercedes-Modelle.
Bei 80 km/h fühlt sich das Fahrwerk noch etwas unruhig an, doch bei höheren Geschwindigkeiten, etwa auf der Überholspur der Shin-Tomei-Autobahn, wird die Fahrt sehr ruhig und der Wagen „lebt richtig auf“.
Die Geradeausstabilität ist gut, auch wenn ich mir für das Fahrzeugkonzept eine etwas weniger sensible Lenkung im mittleren Bereich wünschen würde. Die hohe Stabilität und der Komfort bei hohen Geschwindigkeiten sind jedoch ausgezeichnet.
Die Beschleunigung beim Überholen auf der Autobahn wirkt mit 150 PS stärker als erwartet. Zwar ist der GLB kein Sportwagen, aber dank des Drehmoments fühlt man sich beim Einfädeln oder Überholen nie unsicher oder gehetzt.
Mit aktiviertem Active Distance Assist DISTRONIC und Active Steering Assist wird das Fahren auf der Autobahn deutlich entspannter und die Ermüdung reduziert sich erheblich.
Mercedes’ Active Steering Assist wird allgemein sehr gelobt, da es die Spurmitte gut hält. Persönlich finde ich, dass es noch nicht ganz menschliches Niveau erreicht hat. Gelegentlich driftet das System leicht nach links und korrigiert dann abrupt nach rechts, was etwas ruckelig wirkt. Die präzisen Lenkreaktionen der 19-Zoll-Räder und Pirelli P ZERO Reifen verstärken diesen Eindruck.
Als Alltagsfahrzeug für Einkäufe, Pendeln oder reine Fortbewegung erzielt der GLB sehr gute Noten und ich bin persönlich sehr zufrieden. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte:
Zu Punkt 1: Die Wärmedämmung der vorderen Seitenscheiben ist praktisch nicht vorhanden. Selbst im Dezember fühlt sich die direkte Sonneneinstrahlung von der Seite sehr heiß an, im Sommer dürfte das noch extremer sein. Die Scheiben nehmen keine Wärme auf und bleiben kalt. Das ist die schlechteste Wärmedämmung, die ich bei aktuellen Fahrzeugen erlebt habe. Ich plane, bald eine transparente Wärmeschutzfolie anbringen zu lassen.
Zu Punkt 2: Obwohl der Dieselmotor bei 1400 U/min sein maximales Drehmoment erreicht, zieht das Getriebe beim Beschleunigen im ersten und zweiten Gang immer bis etwa 2500 U/min hoch. Vielleicht liegt das daran, dass das Getriebe meinen Fahrstil noch nicht gelernt hat, aber ein früheres Hochschalten würde für ruhigere und komfortablere Fahrten sorgen.
Zu Punkt 3: Die AMG-Line-Reifen sind zwar sportlich, wirken aber für den GLB etwas überdimensioniert und zu reaktionsfreudig. Für dieses Fahrzeug wären Pirelli Cinturato oder Michelin Primacy Reifen besser geeignet. Ich überlege, irgendwann auf Michelin Ganzjahresreifen umzusteigen.
Mercedes hat mit dem GLB ein Fahrzeug geschaffen, bei dem der Fahrer „nichts Unnötiges bewusst steuern muss“. Das liegt nicht nur an der hervorragenden Tempomat- und Lenkassistenz, sondern auch am insgesamt entspannten Fahrgefühl, das den Fahrer nicht belastet.
Bei Porsche-SUVs möchte man oft den Motor hören und das Handling genießen, Kurven machen Spaß und man ist aktiv am Fahren beteiligt. Der GLB hingegen lässt den Fahrer völlig unaufgeregt ans Ziel kommen. Man könnte sagen, es gibt „nichts zu tun“ – stattdessen kann man Musik hören oder die Landschaft genießen.
Der GLB ist ein echtes Nutzfahrzeug, ideal für den Alltag und als zuverlässiger Begleiter.
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