Mercedes-Benz R231 SL400 Testbericht Teil 1|Das magische Fahrgefühl dank Active Body Control

R231 SL400
Tests & Fahrberichte

Seit etwa einem Monat fahre ich den Mercedes-Benz R231 SL400 in der späten Baureihe und möchte nach über 1000 Kilometern eine ausführliche Review liefern.
Nach längerer Zeit wieder einen SL, den höchsten offenen Zweisitzer von Mercedes, zu fahren, beeindruckte mich vor allem durch seine überwältigende Hochwertigkeit.

Warum ich mich für den SL entschieden habe, habe ich bereits im letzten Beitrag erklärt. Doch das Erste, was mich beim Fahren überraschte, war der außergewöhnlich hohe Komfort. Unter all meinen bisherigen Fahrzeugen ist ein derartiges Niveau an Fahrkomfort äußerst selten.

R231 SL400

Das magische Fahrgefühl durch Active Body Control

Das im R231 SL400 verbaute ABC (Active Body Control) ist wahrlich ein Meisterwerk der Mercedes-Technologie. Später wurde es zur Magic Body Control weiterentwickelt, doch schon diese Generation des ABC liefert eine mehr als beeindruckende Performance.

Die Faszination dieses Systems spürt man vom ersten Moment an. Es wirkt wie eine Luftfederung, ist jedoch tatsächlich ein hydraulisch gesteuertes Federungssystem. Über Hydraulik wird die Fahrzeughöhe an allen vier Rädern blitzschnell angepasst und Unebenheiten der Straße werden erstaunlich sanft ausgeglichen. Man hat das Gefühl, der Wagen schwebe förmlich und gleite förmlich über den Asphalt – ein unvergleichliches Qualitätsgefühl.

R231 ABC (Active Body Control)

Das System ähnelt stark der Porsche Active Ride Control, die in unserem Taycan Turbo GT verbaut ist. In Sachen Schwingungsdämpfung ist die neuere Active Ride Control zwar noch einen Schritt voraus, doch der R231 wurde vor über zehn Jahren eingeführt – die damalige Innovationskraft von Mercedes verdient höchsten Respekt.

Besonders interessant: Der R231 verzichtet komplett auf Stabilisatoren. Die gesamte Fahrwerkskontrolle übernimmt die Active Body Control. Hochfrequente Schwingungen über 6 Hz werden von den klassischen Dämpfern absorbiert, während niederfrequente Schwingungen unter 5 Hz vom hydraulischen System ausgeglichen werden. Diese clevere Arbeitsteilung sorgt für ein Fahrerlebnis, das sich zwar von der komplett flachen Abstimmung eines Turbo GT unterscheidet, aber in puncto Komfort eine ganz neue Dimension erreicht.

Vielseitige Fahrmodi für ein wandelbares Fahrerlebnis

Der SL400 bietet vier Fahrmodi: Komfort, Sport, Sport Plus und Kurvenmodus. Besonders der Kurvenmodus ist herausragend, denn er hebt während der Kurvenfahrt die Außenseite des Fahrzeugs an und reduziert so die Seitenneigung deutlich. Ähnlich wie bei der Porsche Active Ride Control ermöglicht dieses System ein sanftes Kurvenverhalten, ohne dass die Beifahrer unangenehme Seitenkräfte spüren.

Fahrmodi des SL400

Allerdings kann der Kurvenmodus auf geraden Autobahnstrecken zu leichtem Wanken führen. In solchen Situationen ist der normale Komfortmodus die bessere Wahl. Der Kurvenmodus ist somit perfekt für kurvige Bergstraßen geeignet.

Im Stadtverkehr fühlt sich der Antritt im Komfortmodus mit dem sanften Anfahren im zweiten Gang besonders angenehm an. Das ab der späten R231-Baureihe eingesetzte 9-Gang-Automatikgetriebe arbeitet äußerst geschmeidig und sorgt auch im Stop-and-Go-Verkehr für eine sanfte Beschleunigung. Dieses geschmeidige Fahrgefühl ist typisch für Mercedes und unterscheidet sich deutlich von der PDK von Porsche, die ein anderes Ansprechverhalten bietet.

Der M276-Motor: Ein ausgewogenes Kraftpaket

Der im SL400 verbaute M276-Motor ist ein 3,0-Liter-V6-Biturbo, der auch im damaligen AMG C43 zum Einsatz kam. Mit 367 PS und einem maximalen Drehmoment von 500 Nm ist er heute nicht mehr übermäßig leistungsstark, punktet jedoch mit einer Fokussierung auf ein starkes Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich.

Das Besondere an diesem Motor ist seine direkte und natürliche Ansprache, die bei modernen Motoren oft durch Effizienzmaßnahmen verloren geht. Während viele zeitgenössische Motoren im niedrigen Drehzahlbereich unnatürlich wirken, bietet der M276 eine ideale Balance zwischen Kraftstoffeffizienz und spontanem Drehmoment.

Im Komfortmodus fährt sich der SL400 sehr zurückhaltend und lässt sich wie ein gewöhnlicher Pkw steuern. Die Beschleunigung erfolgt jederzeit präzise und ohne spürbare Verzögerung. Im Sportmodus verwandelt sich der Motor jedoch und liefert einen kraftvollen Sound, der für einen SL ungewöhnlich präsent, aber nicht aufdringlich laut ist.

Der Klang ist elegant und harmonisch, besonders im Drehzahlbereich zwischen 2000 und 3000 U/min. Man muss den Motor nicht hochdrehen wie bei einem reinen Sportwagen – diese Gelassenheit ist das wahre Highlight des M276. Im Sport Plus Modus wird die Motorsteuerung noch aggressiver, doch auf kurvigen Strecken bietet der Sportmodus das beste Gesamtpaket.

Der SL400 wird oft mit der Performance des früheren R231 SL500 verglichen, doch er ist definitiv schneller als mein früherer R129. Während der R129 vor allem den legendären 5-Liter-V8-Charakter feierte, punktet der SL400 mit höherer Alltagstauglichkeit. Der M276-Motor ist zweifellos ein moderner Klassiker.


Im zweiten Teil werde ich meine Eindrücke mit offenem Verdeck, das Handling und das Fahrverhalten auf der Autobahn schildern.

Hiro

Minaの夫です。 ファッションやステータスシンボルのためにクルマは乗りません。 運転して楽しく、工業製品として優れ、作り手の意思が感じられるようなクルマを好んで乗ります。長距離ツーリングをこよなく愛し、「クルマは走らせてナンボ」と思ってます。休日には日本全国を愛車で旅しています。 ブログでは主に試乗レポートやツーリング記などを執筆しています。またブログのシステム周りやチューニングなども担当しています。

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