Probefahrt mit dem neuesten Porsche 911 GT3! Der 992.2 ist der demokratisierte GT3

992.2 GT3
Tests & Fahrberichte

Begegnung mit dem neuesten GT3 in Cartagena-Gelb

Das Fahrzeug, das auf dem Parkplatz des Porsche-Zentrums stand, strahlte sofort eine beeindruckende Präsenz aus.

Es handelt sich um den 992.2 GT3, also die spätere Version des 992. Die Karosseriefarbe heißt Cartagena-Gelb, ein einzigartiger Farbton, der an Senfgelb mit einem Hauch Grün erinnert. Ehrlich gesagt hatte mich diese Farbe beim ersten Anblick im Showroom nicht besonders berührt. Doch in Kombination mit dem großen Heckflügel des GT3 ändert sich der Eindruck komplett.
Der komplexe Farbton, der zwar an Senf erinnert, aber kein einfaches Gelb ist, harmoniert auf überraschende Weise mit der aggressiven Form des GT3. Anders als bei klassischen Farben wie Weiß oder Schwarz ist diese Farbe sicher Geschmackssache. Doch für dieses GT3-Paket passt sie meiner Meinung nach perfekt.

992.2 GT3 mit PCCB

Ein Blick auf die Räder zeigt die schwarz lackierten PCCB-Bremsen (Porsche Ceramic Composite Brake). Aktuell ist der Trend erkennbar, nicht mehr mit gelben Bremssätteln auf die PCCB hinzuweisen, sondern dezent in Schwarz, aber dennoch eindeutig leistungsstark zu signalisieren. Dieses Fahrzeug folgt genau diesem Trend.
Der Kilometerstand liegt bei etwa 500 bis 600 km – quasi neuwertig. Dank der Großzügigkeit des Besitzers durfte ich dieses wertvolle Exemplar zur Probe fahren. Schon vor dem Start des Motors stieg die Vorfreude.

Motorstart und erste Fahrt: Die Evolution zum alltagstauglichen GT3

Der Motor erwacht mit einem Knopfdruck.

Der Besitzer meinte, er sei vom GT4 RS umgestiegen und empfinde den GT3 als deutlich leiser. Tatsächlich ist der Klang im Vergleich zu früheren GT3-Generationen zurückhaltender. Doch das gilt nur im GT3-Kontext. Im Vergleich zu normalen Fahrzeugen erzeugt er immer noch einen mehr als präsenten Sound.
Beim Gasgeben entfaltet sich die typische GT3-Kraft und Klangkulisse. Die Lautstärke ist vielleicht um 10 bis 20 Prozent reduziert, doch der Klang und die Qualität sind absolut würdig für einen 911 GT3. Besonders bemerkenswert ist nicht die Lautstärke, sondern die Klangqualität, die sich verändert hat.

992.2 GT3 Armaturenbrett

Dieses Modell ist mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ausgestattet.

Ein manueller GT3 ist selten, doch die Leichtigkeit der Kupplung überrascht. Zwar nicht ganz so leicht wie beim 718 Cayman GTS 4.0, aber deutlich leichter als bei den 981- oder 991-Generationen. Selbst im Vergleich zu meinem früheren 991 GT3 Touring ist er viel einfacher zu handhaben.
Das Schaltgefühl ist exzellent. Kein Ruckeln oder Hakeln, die Gänge lassen sich von jedem Fahrer geschmeidig einlegen. Der Kupplungsanschluss ist natürlich, und Anfahren gelingt ohne Ruckeln. Beim 991 GT3 Touring gab es beim Schalten von 1. auf 2. Gang oft einen kleinen Ruck, wenn man nicht geübt war – beim 992.2 ist diese Empfindlichkeit komplett verschwunden.

992.2 GT3 Schalthebel

992.2 GT3 Pedalanordnung Linkslenker

Beim Losfahren fällt sofort der angenehme Fahrkomfort auf. Die Federung wirkt nicht hart, sondern arbeitet sauber und fängt Unebenheiten geschmeidig ab. Allerdings ist das Fahrzeug mit nur 500 bis 600 km noch sehr neu, weshalb sich noch eine leichte Rauheit bemerkbar macht. Mit zunehmender Laufleistung auf 2000 oder 3000 km wird sich das Fahrwerk weiter verfeinern.
Dieser Komfort erinnert stark an den offiziell als „auf Komfort im Straßenverkehr fokussiert“ beschriebenen 718 Spyder RS. Die Alltagstauglichkeit ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber früheren GT3-Modellen.

Optimierte Übersetzungen sorgen für mehr Fahrspaß

Auf kurvigen Bergstraßen zeigt der GT3 sein wahres Potenzial.

Beim Hochschalten von 2. auf 3. und 3. auf 4. Gang lässt sich die typische GT3-Technik anwenden: Gas geben, Kupplung treten und schalten. Mit aktiviertem Auto-Blip erfolgt das Zwischengas beim Herunterschalten automatisch. So lassen sich die Gänge von 4. auf 3. und 3. auf 2. Gang butterweich wechseln – fast wie mit einem PDK.
Dieses Schalten macht richtig Spaß. Dabei fällt auf, dass die Übersetzungen deutlich anders sind als beim Vorgänger. Der 992.2 ist etwa 8 % kürzer übersetzt als der 992.1.

992.2 GT3

Bisher musste man auf der Royu Driveway meist im 2. Gang fahren, was eher ermüdend war. Der Motor wurde quasi nur im 2. Gang hochgedreht. Der 992.2 erlaubt es hingegen, aktiv zwischen 2. und 3. Gang zu wechseln und so das Schalten zu genießen.
Dank der kürzeren Übersetzung lässt sich der Motor leichter drehen, ohne dass man zu schnell wird. Natürlich ist der Wagen weiterhin sehr schnell, aber zum ersten Mal kann man den GT3-Motor auf japanischen Bergstraßen richtig ausdrehen. Das ist ein großer Fortschritt.

992.2 GT3 Auspuff

Auch der Klang hat sich verändert.

Frühere GT3-Modelle waren bei niedrigen Drehzahlen von mechanischen Geräuschen geprägt, und erst bei hohen Drehzahlen kam der typische GT3-Sound voll zur Geltung. Das Fahren im Bereich von 2000 bis 4000 U/min auf der Straße war eher stressig. Der 992.2 hingegen zeigt eine geringere Klangdifferenz zwischen niedrigen und hohen Drehzahlen.
Die Lautstärke ist zwar reduziert, aber störende Nebengeräusche wurden herausgefiltert, sodass der Auspuffsound klarer und angenehmer klingt. Selbst bei 2000 oder 3000 U/min klingt der Motor wie eine angenehme Hintergrundmusik. Dieses Gefühl gab es bei früheren GT3 nicht. Zusammen mit dem verbesserten Fahrkomfort macht das Lust auf lange Fahrten. Ich bin überzeugt, dass dieser GT3 alltagstauglich ist.

Handling und Fahrwerk: Ausgewogene Neutralität

Die Bremsleistung ist selbstverständlich herausragend.

Die PCCB-Bremsen bieten absolute Sicherheit und ermöglichen zuverlässiges Verzögern aus jeder Geschwindigkeit. Der größte Unterschied liegt im Handling. Beim Vorgänger 992.1 GT3 beeindruckte mich das Doppelquerlenker-Vorderachsfahrwerk mit seinem starken Bodenkontakt. Die Front griff aggressiv zu und zog die Nase aktiv in die Kurve. Es war zwar kein Übersteuern, aber die Front wirkte sehr scharf.
Der 992.2 ist hier deutlich weniger extrem. Er zeigt eine eher neutrale Charakteristik. Kein Untersteuern, aber auch nicht mehr so aggressiv vorne wie der Vorgänger. Das Fahrverhalten erinnert eher an den 991 GT3 mit ausgewogenem Kurvenverhalten.

992.2 GT3

Diese Veränderung macht den Wagen leichter zugänglich. Der verbesserte Komfort und die mildere Charakteristik machen den GT3 auch für Einsteiger gut beherrschbar. Im Vergleich zu meinem 718 Spyder RS fühlt sich der GT3 zwar steifer und noch agiler an, doch auch der Spyder RS bietet ein sehr gutes Handling.
Wer jedoch auf der Rennstrecke an die Grenzen gehen will und ein kompromissloses Setup wie beim 997 GT3 sucht, könnte den 992.2 als etwas zu zahm empfinden.

Der Motor wurde noch nicht voll ausgefahren, da sich das Fahrzeug noch in der Einfahrphase befindet.

Trotzdem ist klar: Das ist ein echter GT3-Motor. Gerüchte, dass der GPF-Filter das Drehmoment schmälert, konnte ich nicht bestätigen. Es ist ein authentischer GT3-Antrieb, mit dem kaum jemand unzufrieden sein wird.
Beim Fahren kam mir ein Vergleich in den Sinn: Der 992.1 Carrera T. Die Sportlichkeit, Leichtigkeit und der Fahrspaß des Carrera T, verfeinert und mit GT3-Motor. Wenn es eine „Carrera T GTS“-Variante gäbe, wäre dieser 992.2 GT3 genau das.

992.2 GT3 Heckflügel

Die demokratisierte GT3: Ein neuer Weg

Als der 718 Spyder RS vorgestellt wurde, nannte ich ihn die „Demokratisierung des GT3“.

Die kurzen Übersetzungen ermöglichen es, den Motor auch auf der Straße voll zu genießen. Das Fahrwerk ist auf Alltagstauglichkeit ausgelegt. Der Spyder RS mit GT3-Motor macht die Faszination GT3 für mehr Menschen zugänglich.
Doch der 992.2 GT3 ist aus meiner Sicht die wahre „demokratisierte GT3“-Version. Während der Spyder RS ein offener Roadster ist, bietet der 992.2 die klassische Coupé-Form und gleichzeitig deutlich verbesserte Alltagstauglichkeit.

992.2 GT3

Dieser Wagen ist ideal für Fahrer, die gelegentlich auf der Rennstrecke unterwegs sind, am Wochenende gerne kurvige Bergstraßen genießen und dabei nicht auf den 9000 U/min drehenden GT3-Motor verzichten wollen. Wer einen 992.1 Carrera T fährt und dessen Fahrgefühl schätzt, sollte den 992.2 GT3 als Nachfolger ernsthaft in Betracht ziehen.
Wer hingegen kompromisslos auf der Rennstrecke attackieren oder extrem anspruchsvolle Bergfahrten absolvieren möchte, sollte auf den kommenden RS warten. Der 992.2 GT3 ist zwar auch auf der Rennstrecke schnell, aber klar auf Straßenkomfort ausgelegt.

Der Name GT3 ruft oft ein Bild von kompromissloser Härte hervor.

Doch dieses Auto widerlegt diese Vorstellung. Es ist ein GT3 mit Alltagstauglichkeit, mit Fahrspaß auf der Straße und mit einer einfachen Handhabung für Einsteiger.
Es verbindet die Leichtigkeit und Alltagstauglichkeit eines Carrera T mit dem Motor und Handling eines GT3. Das ist kein Widerspruch, sondern eine neue Möglichkeit. Porsche verfolgt das Ziel, GT3 für mehr Menschen erlebbar zu machen. In diesem Sinne ist der 992.2 GT3 ein großer Erfolg. Als ich das Auto zurückgab, wollte ich am liebsten noch länger fahren. Das spricht Bände über seinen Reiz.

Hiro

Minaの夫です。 ファッションやステータスシンボルのためにクルマは乗りません。 運転して楽しく、工業製品として優れ、作り手の意思が感じられるようなクルマを好んで乗ります。長距離ツーリングをこよなく愛し、「クルマは走らせてナンボ」と思ってます。休日には日本全国を愛車で旅しています。 ブログでは主に試乗レポートやツーリング記などを執筆しています。またブログのシステム周りやチューニングなども担当しています。

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