Vor Kurzem habe ich über den Kauf meines 911 Carrera 4 GTS (991.1) berichtet. Heute möchte ich, als Fortsetzung, vom Tag der Übergabe und meinen ersten Eindrücken erzählen.

Der Tag der Übergabe

Nachdem ich alle Unterlagen vorbereitet und verschickt hatte, war es nach etwa drei Wochen soweit: Der Tag der Fahrzeugübergabe stand an. Man kann gegen Aufpreis den Transport per Autotransporter wählen, doch als echte Porsche-Fahrer, die das Fahrerlebnis selbst erleben wollen, holten wir das Auto persönlich ab und fuhren es nach Hause.

Die Übergabe ist für uns nicht nur das Abholen im Autohaus, sondern die gesamte Fahrt nach Hause.

Ursprünglich wollte ich mit dem Shinkansen von Kansai nach Nagoya fahren, doch TAKURO-san bot an, mich zu begleiten. Ich nahm das freundliche Angebot gerne an.

Wir trafen uns in Osaka, wo TAKURO-san mit seinem 981 Boxster GTS auf mich wartete. „Für die GTS-Übergabe nur mit GTS!“ – diese liebevolle Geste hat mich sehr gefreut.

Zwei Enthusiasten stiegen in den Boxster, fuhren über die Meishin- und Shin-Meishin-Autobahn und steuerten Nagoya an. Im Auto drehte sich fast alles um Autos und Porsche. Mit viel Begeisterung diskutierten wir, während unsere Reise weiterging.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Nagoya und fuhren zum Händler. Nach der Ankunft unterschrieb ich die notwendigen Papiere und erhielt eine kurze Einweisung. Da der Verkäufer wusste, dass ich bereits mehrere Porsche besitze, wurde die Fahrzeugbedienung nur kurz erklärt, bevor ich den Schlüssel überreicht bekam.

Auf dem Parkplatz stieg TAKURO-san in seinen 981 Boxster GTS, ich in den frisch übernommenen 991.1 Carrera 4 GTS.

Als ich den Motor startete, erschrak TAKURO-san neben mir regelrecht über den ohrenbetäubenden Sound beim Kaltstart. Später erzählte er, dass der Klang wirklich beeindruckend laut war.

Fahrt auf der Royu Driveway

Nach dem ersten Tankstopp an einer nahegelegenen Tankstelle planten wir, nicht direkt nach Hause zu fahren, sondern noch eine Runde auf der Royu Driveway zu drehen. Von Nagoya aus fuhren wir knapp eine Stunde über die Autobahn bis zur Ausfahrt Sekigahara.

Der 991.1 GTS ist auch im Stadtverkehr sehr angenehm zu fahren. Trotz seines Saugmotors bietet er ein kraftvolles und agiles Ansprechverhalten. Auf der Autobahn schaltete ich beim Einfädeln in den Sportmodus und gab kurz Gas. Ein ohrenbetäubender Sound dröhnte aus dem Heck. Der Klang war tief und druckvoll, fast 10 % lauter und voluminöser als beim 981 GTS.

An der Ampel erhielt ich von TAKURO-san die Nachricht: „Der Sound ist der Wahnsinn!“ Später erfuhr ich, dass der Klang außerhalb des Fahrzeugs noch beeindruckender war. Kein Wunder, dass Porsche bei diesem GTS-Modell besonderen Wert auf die Soundkulisse gelegt hat.

Vom Eingang der Royu Driveway schaltete ich in den Sportmodus und wechselte auf manuelle Schaltung mit den Paddles. Da es ein Wochentag am späten Nachmittag war, hatten wir die Strecke fast für uns allein.

Die ersten Anstiege waren mit engen Kurven gespickt. Dank der höheren Leistung gegenüber dem Boxster war ich ziemlich flott unterwegs. Im Vergleich zum Turbo-Motor des 992 fehlt zwar die spontane Beschleunigung, doch das Drehmoment des Saugmotors steigt angenehm an. Das Zusammenspiel von Geschwindigkeit, Drehmoment und Sound ist einfach unvergleichlich.

Ich fühlte mich wohl und fuhr die Kurven mit Freude, doch TAKURO-san, der hinter mir herfuhr, meinte später: „Du warst richtig schnell!“ Offenbar zog er an den Kurvenausgängen an mir vorbei.

Tatsächlich kann man beim Allrad-911 früher aufs Gas gehen als bei einem reinen Hecktriebler. Während man beim klassischen Heckantrieb erst wartet, bis sich das Fahrzeug ausrichtet, kann man beim 4WD schon beim Lenken aufs Gas steigen. Das gibt ein enormes Sicherheitsgefühl und lässt den Fahrer entspannt fahren – obwohl man tatsächlich ein hohes Tempo fährt.

Je näher wir dem Gipfel kamen, desto weiter öffnete sich die Aussicht – ein atemberaubendes Bergpanorama. Ich reduzierte das Tempo, schaltete die Paddles zurück auf Automatik und genoss die Fahrt zum Gipfel.

TAKURO-san durfte den Wagen auch probefahren und meinte: „Das Auto wirkt unglaublich stabil und fährt mit einer flachen Haltung sehr souverän voran.“ Er war überzeugt, dass man in jeder Kurve vertrauensvoll aufs Gas steigen kann.

Wer mehr zu seinen Eindrücken hören möchte, kann sich das Gespräch vom 25. September in unserem Nachhör-Stream anhören.

Rückfahrt über die Autobahn

Nach der Fahrt auf der Royu Driveway trennten sich unsere Wege und wir traten die Heimreise an.

Das Wetter verschlechterte sich zunehmend und auf der Autobahn begann es stark zu regnen. Dennoch zeigte sich der Carrera 4 GTS als überaus stabiler Allwetter-911. Regen und Pfützen meisterte er mühelos. Zwar kann er in Sachen Fahrkomfort bei hohen Geschwindigkeiten nicht ganz mit dem GT3 mithalten, doch die Geradeausstabilität ist beeindruckend. Im Vergleich zum 992 Carrera Cabriolet wirkt der GTS durch den lauteren Sound sogar noch sportlicher. Insgesamt vermittelt er ein sehr sicheres Fahrgefühl.

Auch bei schnellen Kurvenfahrten und Überholmanövern gibt es keinerlei Einschränkungen. Der kraftvolle Sound begleitet die Beschleunigung und lässt Geschwindigkeit und Klang perfekt verschmelzen – ein echtes Suchtpotenzial.

Als Gebrauchtwagen hatte ich etwas Sorge wegen möglicher Lenkradzentrierungsprobleme oder einer fehlerhaften Achsvermessung, doch alles war tadellos.

Ein leichtes Knarzen im Innenraum auf unebenen Straßen war zu hören, doch das lässt sich bei einem späteren Werkstattbesuch problemlos beheben.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit diesem Kauf. Es ist ein hochwertiges Exemplar mit einer ausgesprochen guten Ausstattung und Pflege durch den Vorbesitzer. Sollte der Vorbesitzer diesen Bericht lesen, möchte ich mich herzlich bedanken und versichern, dass ich das Auto mit großer Sorgfalt fahren werde.

Eine ausführliche Review folgt, sobald ich noch mehr Kilometer mit dem Wagen gesammelt habe – ich freue mich, wenn ihr dann wieder dabei seid.