Testfahrt mit dem neuen Mercedes-AMG SL43: Warum heißt er „SL“?
公開日:2023.01.22

Vor Kurzem hat mein Bruder den neuen Mercedes-AMG SL43 (Modell R232) gekauft.
Wenn man an den SL denkt, ist das für mich persönlich eines meiner Lieblingsmodelle – eines der drei Autos (911, SL, M3), die ich mir in meiner Jugend unbedingt einmal wünschen wollte. Tatsächlich bin ich schon R129 SL500 gefahren und habe auch den kleinen Bruder, den R171 SLK350, besessen.
Der SL ist wirklich ein ganz besonderes Modell für mich, mit viel Herzblut verbunden.
Als ich die Nachricht über die Vorstellung des neuen SL sah, war ich sehr zwiegespalten. Das Design bricht radikal mit dem bisherigen SL, es gibt nur AMG-Modelle, und der SL43 hat einen Vierzylinder-Turbomotor.
Das machte mich ehrlich gesagt erst einmal unsicher.
Bei der Probefahrt wollte ich herausfinden, ob meine Bedenken als ehemaliger SL-Besitzer berechtigt sind oder ob ich mir unnötige Sorgen mache. Also setzte ich mich ans Steuer.
コンテンツ
Mercedes-AMG SL43
Exterieur & Interieur
In Wirklichkeit sieht er viel besser aus als auf Fotos. Die matte Lackierung in AMG Monza Grau Magno ist wunderschön und passt perfekt zum neuen Karosseriedesign. Dennoch würde ich das Design nicht unbedingt als typisch SL bezeichnen. Auf den ersten Blick könnte man ihn leicht mit dem AMG GT Roadster verwechseln. Das Design wirkt noch aggressiver und kantiger als bei früheren SL-Modellen.
Das Dach ist kein Vario-Dach mehr, sondern ein Softtop, und der Innenraum bietet nun vier Sitze.
Nähert man sich dem Auto, fahren die Türgriffe automatisch aus und begrüßen den Fahrer. Die Türen sind für heutige Verhältnisse ungewöhnlich schwer. Im Innenraum dominiert der riesige Touchscreen in der Mittelkonsole, wie man ihn auch aus der neuen C- und S-Klasse kennt.
Der Fahrerbereich ist leicht gewölbt und umschließt den Fahrer, was im Vergleich zu früheren SL-Modellen etwas beengend wirkt.
Die Sitze sind bequem, folgen aber nicht mehr dem traditionellen luxuriösen SL-Stil, sondern sind sportlich gestaltet und etwas flacher gepolstert. Die Mercedes-typischen elektrischen Sitzverstellungen an der Tür sind nun berührungsempfindlich und erfordern etwas Eingewöhnung.
Die Rücksitze sind klar als Kindersitze zu verstehen – vergleichbar mit denen im Porsche 911, also nur für den Notfall geeignet.
Obwohl es nun vier Sitze gibt, kann man die Rückenlehnen nicht vollständig zurückklappen, um sich auszuruhen. Mein Bruder vermutet, dass hier noch die Steuerungseinheit aus der Zweisitzer-Ära verwendet wird, da sich die Sitzfläche automatisch nach vorne bewegt, wenn man die Lehne zu weit neigt.
Das ist ärgerlich, denn so kann man die Rücksitze nicht komplett umklappen und entspannen.
Fast alle Funktionen und Einstellungen im Innenraum werden über den großen Touchscreen in der Mittelkonsole gesteuert. Nach einer Eingewöhnungszeit funktionieren Klimaanlage, Audio und Navigation gut, aber gerade die Bedienung des Verdecks über den Touchscreen ist eine Katastrophe.
Während der Fahrt muss man den Schalter auf dem Bildschirm gedrückt halten, um das Dach zu öffnen oder zu schließen. Die Touch-Reaktion ist oft schlecht, und durch die Vibrationen kann der Finger abrutschen. Das führt dazu, dass das Verdeck oft irgendwo hängen bleibt – was gefährlich und nervenaufreibend ist.
Diese Bedienung widerspricht der Mercedes-Philosophie, den Fahrer nicht während der Fahrt zu verwirren, und sollte dringend verbessert werden.

Diese Bedienung ist sehr unpraktisch, besonders während der Fahrt schwer zu halten.
Motor & Handling
Der Motor erwacht mit einem überraschend kraftvollen Startgeräusch für ein modernes Fahrzeug mit strengen Lärmvorschriften.
Im D-Modus loszufahren fühlt sich „hart“ an. Das entfuhr mir spontan.
Man darf den SL nicht mit den alten Modellen vergleichen – die Federung ist deutlich straffer. Zwar trägt das 21-Zoll-Räder-Upgrade vom Händler dazu bei, aber auch ohne diese ist das Fahrwerk eher hart. Es gibt keine unangenehmen Stöße wie bei getunten Autos, doch auf unebenen Straßen schaukelt die Karosserie spürbar. Für eine gemütliche Fahrt auf Dates ist das eher ungeeignet.
Im Vergleich zum Porsche 992 ist der SL spürbar härter gefedert.

2-Liter-Vierzylinder mit elektrischem Turbo
Nun zum Herzstück: der 2-Liter-Vierzylinder mit F1-inspirierter elektrischer Turboaufladung. Ich prüfte das Ansprechverhalten bei sanftem und schnellerem Gasgeben. Doch es gibt ein größeres Problem.
Das 9-Gang-Getriebe „AMG Speedshift MCT“ schaltet sehr unsauber.
Vielleicht ein Einzelfall, aber der Schaltstoß vom ersten in den zweiten Gang ist heftig und wirkt, als wäre das Getriebe zum ersten Mal verbaut worden.
Selbst bei vorsichtigem Gasgeben spürt man beim Schalten einen deutlichen Ruck.
Ab dem dritten Gang ist das Schalten sanfter, aber so kann man die Vorteile des elektrischen Turbos kaum genießen. Hier ist dringend eine Software-Optimierung nötig.
Auf dem Weg zur Autobahn testete ich das Handling in Kurven an einer Autobahnauffahrt. Die straffe Abstimmung zahlt sich aus: Das Handling ist hervorragend. Die Reifen haben guten Grip, und das Fahrverhalten ist sportlich und agil – typisch AMG.
Der Vierzylinder sorgt für eine gute Wendigkeit und flinke Reaktionen. Allerdings fehlt die souveräne Ruhe und das sanfte Gleiten, das man von einem Luxus-SL erwartet.
Betrachtet man den SL als reinen AMG-Sportwagen, ist das Handling sehr gut.
Gefühl auf der Autobahn
Beim Auffahren auf die Autobahn schaltete ich in den Sportplus-Modus und trat das Gaspedal kräftig durch. Der elektrische Turbo liefert ausreichend Drehmoment und eine beeindruckende Reaktionsfreudigkeit. Die Leistung von 381 PS fühlt sich keineswegs nach einem Vierzylinder an, sondern eher wie ein starker Sechszylinder.
Die Power ist mehr als ausreichend. Außer für Fahrer, die AMG 63-Modelle gewohnt sind, wird die Geschwindigkeit kaum Anlass zur Kritik geben. Mein 992 Carrera Cabriolet mit 385 PS wirkt subjektiv sogar etwas schneller. Das liegt wohl an der Drehmomentdichte und der Leistungsentfaltung, die beim SL etwas weniger ausgeprägt ist.
Die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten ist mehr als ausreichend. Das vermittelt echtes SL-Feeling. Allerdings dringen trotz geschlossenem Verdeck Wind- und Fahrgeräusche deutlich ins Innere. Der Geräuschpegel ist vergleichbar mit dem eines 992 Carrera Cabriolets. Bei Überholmanövern oder in Tunneln muss man die Stimme schon etwas erheben, um sich mit dem Beifahrer zu unterhalten.
Auch hier zeigt sich, dass der neue SL eher ein Sportwagen als ein luxuriöser Grand Tourer ist.
Auf schnellen Autobahnkurven testete ich das Fahrverhalten bei Spurwechseln. Der SL43 ist schnell und sicher, doch die Front reagiert zwar flink, die Hinterachse folgt jedoch etwas unruhig.
Im Vergleich zum 992, der wie auf Schienen fährt und perfekte Kurvenlinien zieht, wirkt die Linie des SL etwas unrund – eher ein leicht eckiger Kreis als eine perfekte Rundung. Das ist weniger eine Frage der Leistung, sondern eher des Fahrgefühls. Hier fehlt ein wenig das „Fahrvergnügen“.
Fazit
Mein Bruder sagte: „Ich weiß nicht, mit welchem Gefühl ich dieses Auto fahren soll.“
Ich kann dem nur zustimmen. Wer den SL erwartet, bekommt ein zu sportliches Auto. Vergleicht man ihn mit Konkurrenten wie dem 911, ist er wiederum kein vollwertiger Sportwagen. Die Positionierung des Fahrzeugs bleibt unklar.
Die Bewertung hängt stark davon ab, was man vom Auto erwartet. Für mich, der ich den klassischen SL gewohnt bin, fällt das Urteil eher kritisch aus. Wer jedoch ein sportliches AMG-Modell sucht, wird zufrieden sein.
Während der Fahrt fragte ich meine Frau auf dem Beifahrersitz: „Welchem Auto ähnelt dieser SL am meisten?“ Die Antwort: dem Porsche 718 Cayman/Boxster. Man kann sich den SL als eine größere, luxuriösere Version des 718 vorstellen. Motorengeräusch, Fahrgefühl, die fast „cyborghafte“ Sportlichkeit und die Steifigkeit des Fahrwerks weisen viele Parallelen auf.
Abschließend möchte ich die Entwickler fragen: „Warum habt ihr das Auto SL genannt?“
Wenn ich das Auto benennen dürfte, würde ich es „AMG GT C Cabriolet“ nennen – bewusst nicht „Roadster“. So könnte man die Erwartungshaltung besser steuern, und das Auto würde besser zum Image passen.
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