Mercedes-Benz R231 SL400 Testbericht Teil 2|Das wahre Grand Touring Erlebnis und der Reiz des offenen Fahrens

R231 SL400
Tests & Fahrberichte

Im ersten Teil berichteten wir über die Active Body Control und den 276 PS starken Motor des R231 SL400. Im zweiten Teil widmen wir uns den Kernkompetenzen dieses Fahrzeugs: dem Handling, der Leistung auf der Autobahn und dem Komfort als Cabriolet.

Nach über 1000 Kilometern Fahrt wurde mir klar, wie hoch die Vollendung dieses Fahrzeugs als Grand Touring Car ist. Es ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel – das Fahren selbst wird zum Ziel und Genuss.

Die Essenz des Mercedes-Handlings

Das Handling des SL400 ist genau das, was man als „typisch Mercedes“ bezeichnen kann. Die Geradeausstabilität ist bemerkenswert und vermittelt stets den Eindruck, als wolle das Fahrzeug geradeaus weiterfahren. Besonders auf der Autobahn kommt diese Eigenschaft voll zur Geltung.

Man könnte vermuten, dass diese starke Geradeausorientierung in Kurven zu starkem Untersteuern führt. Doch genau hier zeigt sich die Raffinesse von Mercedes. Das Fahrzeug folgt präzise dem Lenkeinschlag und reagiert zuverlässig. Diese ehrliche Rückmeldung ohne Überraschungen spiegelt die Sicherheitsphilosophie von Mercedes wider.

Fahrt mit dem R231 SL400

Im Gegensatz zum sinnlichen Handling eines Porsche oder BMW antwortet der SL400 nüchtern und direkt auf die Fahrerintention. Dieses auf maximale Gefahrenvermeidung ausgelegte Fahrverhalten macht ihn zwar nicht zum Rennstrecken-Boliden, aber zum idealen Begleiter für komfortable und sichere Langstreckenfahrten.

Mehrere Porsche-Besitzer, die den SL400 testeten, waren durchweg begeistert. Besonders im Sportmodus vermittelt er ein Fahrgefühl, das süchtig macht und zum endlosen Fahren einlädt. Genau das ist wohl die wahre Stärke eines Grand Touring Cars.

Auf der Autobahn entfaltet sich die wahre Stärke – das Autobahn-Setup

Auf der Autobahn wird die flache Straßenlage durch die Active Body Control noch deutlicher spürbar.

Eine solche Stabilität ist mit herkömmlichen Fahrwerken nicht erreichbar. Roland, ein YouTuber, verglich seinen R231 SL65 mit dem Rolls-Royce Wraith und lobte die flache Straßenlage – und genau dieses Gefühl bestätigt sich auch hier.

Fahrt mit dem R231 SL400

Mit steigender Geschwindigkeit senkt sich das Fahrwerk automatisch ab, was die Bodenhaftung verbessert. Das schnelle Cruisen im Sportmodus ist ein wahrer Genuss. Zwar gewinnt Porsche bei Rennstreckengeschwindigkeiten, doch auf der Strecke von Osaka nach Tokio ohne Pause ermüdet kaum ein anderes Auto so wenig wie der SL.

Als auf der Autobahn aufgewachsener SL ist die japanische Nationalstraße, oder besser gesagt Autobahn, ein Kinderspiel.

Vor über 20 Jahren fuhr ich mit meinem Audi TT Coupé auf der Tōmei-Autobahn, als mich ein R230 SL500 vermutlich mit über 200 km/h links überholte. Die damals beeindruckende Stabilität und die pfeilschnelle Geradeauslaufstabilität sind mir bis heute in Erinnerung geblieben – das ist die wahre Stärke des SL.

Diese hohe Stabilität auf der Autobahn weckt die Sehnsucht nach langen Touren. Während der Fahrt verspürt man den Drang, noch weiter zu fahren.

Komfort im offenen Zustand und hochwertige Sitze

Die Sitze des SL400 sind zwar nicht mit Massage- oder dynamischen Sitzfunktionen wie bei SL550 oder AMG-Modellen ausgestattet, bieten aber dennoch hochwertigen Komfort. Die dicke Polsterung und vielfältigen Einstellmöglichkeiten sorgen dafür, dass auch lange Fahrten ermüdungsfrei bleiben. Die Belüftung ist für die damalige Technik begrenzt wirksam, doch Sitzheizung und Airscarf (warme Luft am Nacken) ermöglichen auch im Winter angenehmes Offenfahren.

Der Windzug im offenen Zustand ist deutlich geringer als beim Boxster und zählt zu den geringsten unter den Cabriolets. In Kombination mit dem Heckwindabweiser steigt der Komfort weiter, sodass auch Autobahnfahrten problemlos möglich sind. Zwar erreicht er nicht ganz das Niveau des 911 Cabriolet mit hochgeklapptem Windabweiser, doch der Komfort beim Offenfahren auf der Autobahn ist beeindruckend.

R231 SL400

Der Windabweiser fährt per Knopfdruck automatisch aus – ein praktisches Feature. Das offene Fahrerlebnis bietet eine ganz besondere Zeit, die nur der SL vermitteln kann.

Einziger Kritikpunkt ist die Audioqualität. Der SL400 ist in der japanischen Version nicht mit dem Harman/Kardon-System der höheren Modelle ausgestattet, sondern nur mit einem einfachen 8-Lautsprecher-System. Die Audioqualität ist leider sehr schlecht. Als jemand ohne besondere Ansprüche an Car-Audio empfinde ich den Klang als unangenehm: zu schrille Höhen, billiger Klang und störende S-Laute bei Gesang. Auch mit Equalizer-Einstellungen lässt sich das Problem nicht beheben. Hier plane ich, die Lautsprecher auszutauschen oder anderweitig zu optimieren.

Sitz des R231 SL400

Solch massive Sitze gibt es bei aktuellen Mercedes-Modellen leider nicht mehr

R231 SL400

Die wahre Stärke eines Grand Touring Cars bei Langstreckenfahrten

Eine kurze Tour in Richtung Wakayama zeigte eindrucksvoll den Fahrspaß auf Landstraßen.

Beim Fahren mit einem Porsche erlebt man auch auf 100 km eine intensive Freude, allerdings sammelt sich auch eine gewisse Ermüdung an. Mit dem SL hingegen kann man bei gleichem Ermüdungsgrad 200 km fahren. Dieses angenehme Gefühl, immer weiter fahren zu wollen, ist die größte Stärke dieses Fahrzeugs.

R231 SL400

Während der Tour durch verschiedene Straßen und Situationen ist das Porsche-Erlebnis eher eine Aneinanderreihung von besonders schönen Streckenabschnitten, wohingegen der SL jede Strecke angenehm macht und den Wunsch weckt, noch mehr zu fahren. Ohne Ermüdung sammelt man Kilometer – ein Auto, das man einfach endlos fahren möchte.

Das ist die wahre Essenz eines Grand Touring Cars: Komfort und Fahrspaß auf hohem Niveau zu vereinen und die Langstrecke selbst zum Ziel zu machen.

Ich bin überzeugt, dass der R231 der letzte echte SL ist. Ich habe mich so sehr in dieses Auto verliebt, dass ich es wohl nicht so schnell wieder hergeben werde. Wer Interesse hat, sollte unbedingt den Gebrauchtwagenmarkt prüfen. Mercedes’ Spitzenklasse unter den Grand Tourern verdient es, von vielen erlebt zu werden.

Hiro

Minaの夫です。 ファッションやステータスシンボルのためにクルマは乗りません。 運転して楽しく、工業製品として優れ、作り手の意思が感じられるようなクルマを好んで乗ります。長距離ツーリングをこよなく愛し、「クルマは走らせてナンボ」と思ってます。休日には日本全国を愛車で旅しています。 ブログでは主に試乗レポートやツーリング記などを執筆しています。またブログのシステム周りやチューニングなども担当しています。

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