Zum Porsche 911 (Typ 992)

Als die Testfahrten mit dem aktuellen 911 (Typ 992) begannen, las man gelegentlich weniger positive Bewertungen wie „Der 992 ist so einfach zu fahren, dass er fast wie ein normales Auto wirkt“ oder „Der 992 macht keinen Spaß mehr“.

Doch stimmt das wirklich?

Als wir als Ehepaar das erste Mal den 992 testfahren durften, handelte es sich um einen 911 Carrera 4S. Tatsächlich war er sehr komfortabel, einfach zu fahren und bot ein angenehmes Fahrgefühl. Vielleicht wird er gerade deshalb als „zu bürgerlich und langweilig“ abgestempelt.

Im September 2020 kam unser nackter 911 Cabriolet vom Typ 992 zu uns nach Hause – inzwischen sind vier Monate vergangen. Hat sich der 992 wirklich zu einem reinen Alltagswagen degradiert? Meine Gedanken dazu möchte ich hier teilen.

Die Sicht meines Mannes als Porsche-Fahrer

Wie ich in diesem Blog schon mehrfach schrieb, ist die Leistung des 992 beeindruckend hoch. Und um es gleich vorwegzunehmen: der 992 ist zweifellos ein Hochleistungs-Sportwagen.

Im dichten Stadtverkehr fällt die einfache Handhabung besonders auf, doch sobald man kurvige Bergstraßen oder Autobahnen befährt, zeigt der 992 seine wahre Stärke.

Mein Mann sagt oft:

Das erinnert mich an den Milchjungen-Witz über Cornflakes-Nährstoffe: Der 992 hat eine sehr ausgewogene Fünfeck-Balance – und das Fünfeck ist ziemlich groß. Im Gegensatz dazu hebt sich der GT3 durch einzelne herausragende Eigenschaften deutlich ab. Der 992 ist so gut in allen Bereichen, dass er fast ein Auto ist, bei dem man die einzelnen Merkmale kaum erkennt, weil alles so gut funktioniert.

Das trifft es ziemlich gut.

Wenn man das mit Schulnoten vergleicht, dann wäre der 981 in „Musik“ und „Kunst“ eine glatte 5, aber in „Mathematik“ nur eine 3. Der 991 GT3 hingegen glänzt in „Sport“ und „Physik“ mit einer 5, hat aber in „Deutsch“ nur eine 2. Der 992 hingegen bekommt in allen Fächern wie „Deutsch“, „Geschichte“ und „Sport“ eine 4 oder 5 – so ungefähr jedenfalls(vielleicht ein etwas seltsamer Vergleich, aber passend).

Mein Mann, der den 992 auch auf kurvigen Strecken und Rennstrecken gefahren ist, meint:

Der 992 ist ein Hochleistungs-Sportwagen und ein echter Allrounder. Alltag und Rennstrecke sind ja quasi gegensätzliche Anforderungen, doch der 992 meistert beides mit Bravour. Von allen Porsches, die ich gefahren bin, ist er das Auto mit der größten Toleranzspanne – wenn ich nur ein Auto behalten dürfte, wäre es der 992.

Er fährt weiter:

Im Stadtverkehr überzeugt der 992 mit reichlich Drehmoment im unteren Drehzahlbereich und einem gut hörbaren Motorensound – das macht auch im Alltag Spaß. Auf kurvigen Straßen beeindruckt die präzise Lenkung so sehr, dass man nur staunen kann. Die hervorragende PDK-Steuerung lässt einen fast denken: „Man braucht doch kein Schaltgetriebe mehr, oder?“ – so viel Freude macht das Fahren. Und auf der Rennstrecke ist das Potenzial erstaunlich hoch und das Handling sehr zugänglich. Die Stabilität, das Fahrverhalten und die Gelassenheit des Autos erlauben volle Konzentration auf das Fahren. Selbst in Amateur-Rennen kann man problemlos einen GT3 in den Kurven jagen und überraschend schnelle Zeiten fahren – und das mit unserem Cabriolet!

Solch ein vielseitiges und dabei spaßiges Auto findet man selten.

Er ergänzt:

Manche sagen, der 992 sei langweilig, aber ich verstehe nicht, warum. Natürlich ist das Geschmackssache, und manche urteilen vielleicht nur nach einer kurzen Probefahrt in der Stadt. Wer das Auto aber besitzt und in verschiedenen Situationen, auch auf der Rennstrecke, fährt, erkennt, wie gut er wirklich ist. Das ist kein Vergleich mehr zu den alten 911-Modellen. Übrigens lobte auch Masataka Matsutoya von Car Graphic TV den 992 Carrera sehr: „Ich hatte vor der Probefahrt negative Erwartungen, aber das Auto hat mich total überzeugt“, sagte er lachend. Wenn der Basis-992 so beeindruckend ist, wie erst recht der GT3 sein muss.